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BUßE

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BUßE

Das Evangelium schenkt uns Leben, indem es uns den Weg zeigt, eine tiefe persönliche Beziehung zu unserem Schöpfer zu finden. Der erste Schritt auf diesem Weg ist die Buße. Dies ist ein Grundkonzept, das ich anhand des Gleichnisses von den zwei Söhnen in Lukas 15 betrachten möchte.

Lukas 15. 11-19 

1. WEG VON HIER

So darf es nicht weitergehen

Welcher Teenager erzittert nicht bei diesem Gedanken! Um endlich das allzu vertraute, zu enge familiäre Umfeld zu verlassen, um die Routine fallen zu lassen, die ihn bisher eingeschränkt hat. Um mal etwas anderes zu sehen, und zwar nicht nur 100 km entfernt, sondern vorzugsweise 5-10 000. Sein Leben selbst in die eigene Hand nehmen, um etwas Neues, etwas ganz anderes, etwas Schönes und Nützliches, etwas Sinnvolles zu tun. Zeigen, dass man in der Lage ist, etwas Originelles, etwas Persönliches zu unternehmen. Vor allem, wenn man die Möglichkeit gehabt hat, zu studieren. Wer wagt gewinnt, nicht wahr?

Aber womit ?

Ja, aber um beginnen zu können, braucht man doch einige Mittel. Und eben das ist ja, was oft fehlt und viele schöne Träume abbricht. Im Fall unseres Jünglings hat der Vater zum Glück ein wenig Vermögen und da ist nur ein Bruder, mit dem man das Erbe teilen muss. Also los geht’s! Es ist natürlich ein bisschen peinlich, mit seiner Bitte (12) den Vater vor seinem Tod zu beerdigen und die Handlungsmöglichkeiten des Bruders stark einzuschränken, aber es wäre ja sowieso eines Tages so passiert und das ist die Lösung oder das Ende aller Zukunftsträume!

2. DER NATÜRLICHE HANG

Falsch geraten

Was die Träume angeht, so bin ich derjenige, der gerade träumt. Bis auf das Ende entspricht alles, was ich eben gesagt habe, überhaupt nicht dem Porträt unseres Jungen. Gewiss, es gibt eine schöne, dynamische, unternehmungslustige Jugend, die keine Angst vor Hindernissen hat und bereit wäre, den Preis zu zahlen, um sie zu überwinden und dann zeigen zu können, was sie erreichen kann.

Ein genaueres Bild

Aber unser Junge gehört nicht zu dieser Kategorie, die trotz der Schwierigkeiten vorankommt. Er ist erleichtert, auf der richtigen Seite geboren zu sein, sich in den erworbenen Vorteilen niederlassen zu können, er hat wenig Neigung, sich Herausforderungen zu stellen und sie zu überwinden. Seine Lebensregel ist eine sehr aktuelle: „Nutze es aus, gönne dir so viel du kannst, lass die Gelegenheit nicht an dir vorbeiziehen. Nutze den Vorteil, ohne Skrupel ! », (aber mit den Mitteln der anderen).

Aber es geht schief

Wie kann ich das sagen? Was macht er mit dem Geld? Was ist die Bilanz seiner großen Leistungen? Eine Reihe weiblicher Eroberungen, erleichtert durch Geld, und nun ein Geldbeutel, der von Tag zu Tag flacher wird. Welche Energie, wieviel Kreativität, welches Durchhaltevermögen hat er dafür aufgebracht? Er hat sich einfach jeden Tag, ohne weiter darauf zu achten, ohne es zu merken, jeden Tag ein bisschen tiefer auf dem natürlichen Hang der Bequemlichkeit hinunterrutschen lassen. Er ist mit seinem Gewissen Kompromisse eingegangen, er hat sein Ego als einzigen Bezugspunkt gestreichelt. Die Bibel nennt dies Sünde.

Auch so darf es nicht weitergehen

Das haben wir’s, das große Wort ist gefallen ! werden einige sagen. Ist es wirklich so schlimm? Es gibt doch so viele junge Menschen, die genau so handeln! Gestehen wir aber, dass es das Wort ist, das er wenig später selbst benutzen wird: 21: Ich habe gegen Gott und gegen dich gesündigt. In unserem Zusammenhang würde ich sagen… gegen Gott, gegen dich und gegen mich selbst. Nun hat jedes Geschöpf (nicht nur Christen) einen Schöpfer, der zu ihm sagt: « Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben… und deinen Nächsten wie dich selbst ! » Für unseren Jungen hat weder der Herr noch sein Nächster einen Einfluss, ja nicht einmal eine Existenz. Bei ihm dreht sich alles nur um ihn selbst, weiter reicht sein Horizont nicht, in seinem Vater hat er nur die Chance auf ein Erbe gesehen und in seinem Bruder die schmerzliche Notwendigkeit, es zu teilen.

Die eigentliche Bestimmung

Erinnern wir uns daran, dass jeder Mensch von Geburt an ein Kapital erhält, das er in seinem Leben einsetzen kann und soll, die Mittel, seinen Schöpfer zu ehren, ihm zu dienen und ihn bekannt zu machen, die Fähigkeit, seinem Nächsten zu helfen, ihn zu erfreuen, ihm das Leben zu erleichtern. Er aber dient nur einer Person, sich selbst, und zwar nach der Regel des geringsten Aufwandes. Welche Lebensbilanz wird er seinem Schöpfer bei der großen, letzten, unvermeidlichen Begegnung vorlegen? Fast NICHTS und er wird sich dazu noch schämen müssen, sich mit unauslöschlichem Schmutz bedeckt zu haben.

Gott oder Zufall

Damit gleicht er vielen unserer Zeitgenossen. Sie wissen wohl und leugnen nicht, dass es Gott gibt, aber im Übrigen ist er ihnen gleichgültig, außer dass sie ihm vorwerfen, was in der Welt schief läuft. Sie sehen sich nicht als Geschöpfe Gottes, sondern des Zufalls. Und da der Zufall kein Sittengesetz erlässt, ist gut, was ihnen passt, und schlecht, was sie stört, in der täglichen Praxis des natürlichen Hangs, des Ich-Königs.

3. EHRLICH SEIN

Brutales Erwachen

Der Makel an vielen Träumen ist ihr abruptes Ende. Unser Junge wird brutal ins Verderben, aber auch in die Hungersnot gestürzt. Ist das kein merkwürdiger Zufall: diese Hungersnot war vielleicht schon eine Weile da, aber das Geld verbarg sie ihm. Und jetzt, in dieser plötzlichen Notlage heisst es, dringend eine Lebensgrundlage zu finden. Und in einer Hungersituation darf man nicht wählerisch sein, besonders wenn man nie etwas gelernt hat.

Und jetzt ?

Der Beweis dazu ist, dass seine erste Reaktion nicht darin besteht, nach Hause zu gehen, um dieser ganzen katastrophalen Entwicklung ein Ende zu setzen. Aber sicher nicht! Nach Hause gehen und seine Schande beichten ? Sich vor seinem Vater hinlegen und sich dem Sarkasmus seines älteren Bruders stellen? Auf keinen Fall, man hat doch noch seinen Stolz (auch wenn man bankrott ist!)
Alles andere ist da vorzuziehen. Egal welcher Lebensunterhalt, der es einem ermöglicht, den Kopf wieder ein wenig zu heben und sich da raus zu bringen.

Da sieht man, wie weit es bergab gegangen ist! Und er ist noch nicht einmal ganz unten.
Am Anfang ging es darum, alles zu verändern, aus der alltäglichen Tretmühle von zu Hause herauszukommen, etwas Neues zu schaffen.

Ganz unten

Und was hat er bis jetzt geleistet? Er ist freilich nicht mehr am selben Ort, aber immer noch in der gleichen Mentalität, passiv, träge, in sich verschlossen. Selbst jetzt ist der andere nur dazu da, um ihn aus seinen Schwierigkeiten herauszuholen. Und dieses Mal ist es der Gipfel: ein Jude, der Schweine hütet! Der versucht, unter Schweinen zu überleben und noch schlechter als sie steht!

Welch eine Laufbahn! Zuerst lebte er auf der Überholspur und ihr werdet sehen, was ich leisten kann! Weder Gott noch Meister! Und ein paar Monate später weiss er nicht mehr, wie er überleben soll und sucht verzweifelt nach einem Meister, um wenigstens etwas zu essen zu finden. Und was gibt es da (nicht einmal für ihn): 16!

Überlegen

Und jetzt wird er zum ersten Mal etwas Wesentliches, Entscheidendes tun, was er wahrscheinlich noch nie getan hat. Diesmal ändert er seine Sichtweise auf sein Leben, seine Mentalität, er erkennt, dass er wie ein Narr gelebt hat, er verurteilt diesen Wahnsinn und er beschließt, den Kurs umzuschlagen. Nicht in der Theorie, sondern auf seinen Füßen und mit seinem Stock.

Diese brandneue Sache, die er noch nie zuvor getan hat und die wirklich alles verändert, nennt die Bibel: nachdenken: 17. Endlich ging er in sich (kam er zur Besinnung, kam er zu sich selbst, je nach den verschiedenen Bibelüberstzungen)… Ich will zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen : « Vater, ich bin vor Gott und vor dir schuldig geworden »
All das, was in seinem Kopf vorgeht und ihn zu dieser konkreten Entscheidung, dieser neuen Einstellung führt, das ist « nachdenken », das ist, was die Bibel « Buße tun » nennt. Es ist merkwürdig, wie viel diese beiden Verben gemeinsam haben. Hier rückt der Vater wieder in den Vordergrund und mit ihm das völlig andere Leben, das man bei ihm führt. Umkehr durch Nachdenken bedeutet, Dinge und Menschen wieder an ihren richtigen Platz und in das Licht der Wahrheit stellen. Wieder ein entscheidendes Wort, das bis dahin keine Rolle gespielt hat.

Was ist Buße ?

Und Sie sehen ja, bereuen, Buße tun, diese komplette Kehrtwende, ist keine religiöse Geste mit bedeutenden Riten, die es zu beachten gilt. Es ist ein einfacher, aber radikaler, ehrlicher Schritt des gesunden Menschenverstandes, der uns zurück zum Vater bringt, der Gott den rechtmäßigen zentralen Platz als Schöpfer zurückgibt.

Vier Verben stehen in diesem V. 17. Sie nennen eine Katze eine Katze und einen Narren oder einen Übeltäter denjenigen, der sich wie ein Narr oder ein Übeltäter verhalten hat. Dann tritt man vor Gott und beichtet es ihm, ohne etwas zu beschönigen, ohne etwas zu verbergen. Denn alles, was auf diese Weise gebeichtet wird, wird dann von Ihm vergeben, und was nicht gebeichtet wird, muss man eben weiter mit sich herumschleppen. Das ist ein unverzichtbarer Schritt, auf den Gott wartet und den er … nicht verurteilen, sondern segnen und mit einer wirklich radikalen Erneuerung begleiten wird. Aber diese Erneuerung kommt um diesen Preis, um den Preis dieser ehrlichen Selbstbesinnung.

4. ÜBERLEGEN

Totale Kehrtwende

In dieser so neuen Gesinnung hat der Junge nichts mehr vorzuweisen und ist nur noch auf das Mitleid seines Vaters angewiesen, der ihm die Gnade gewährt, ihn wieder aufzunehmen, zumindest, so hofft er, als Tagelöhner. Aber dort wird er eine große Überraschung erleben, er wird entdecken, was Gnade ist, was Vergebung ist.

Der Schlüssel, der den Weg zu diesem Aufstieg, zu dieser Erneuerung öffnet, ist Buße, ausgelöst durch eine ehrliche Besinnung über sich selbst. Lassen Sie mich diesen Punkt ein wenig betonen.

Was heißt nachdenken ?

Nachdenken ist kein häufiges Verb in der Bibel, etwa 12 mal, aber fast jede Erwähnung leitet eine Veränderung der Sichtweise, der Orientierung, der Lebensweise ein. Nur ein Beispiel: Röm. 1,20: « Zwar kann niemand Gott sehen ; aber er zeigt sich den Menschen in seinen Werken. Weil er die Welt geschaffen hat, können sie seine ewige Macht und sein göttliches Wesen erkennen, wenn sie sich nicht dafür verschließen. »

Gesinnungswechsel

Wenn ich diese Tatsachen ehrlich überlege und mich nicht dafür verschließe, wird also
meine ganze Art, die Welt, mein Leben, meine Zukunft zu sehen auf den Kopf gestellt. Überlegen ist kein Modewort: politische Systeme ziehen es vor, dass wir vorgefertigtes Denken übernehmen; eine bestimmte Religion sagt sogar, dass es sündhaft ist, ihr eine kritische Frage zu stellen.

Nachdenken im Sinn der Buße bedeutet, sein Leben in den Griff nehmen und es dann in die Hände des Schöpfers legen. Das Fiasko der eigenen Lebensweise einzugestehen und zuzugeben, dass die Ursache für dieses Fiasko der Egoismus, der Wunsch nach Unabhängigkeit von Gott ist, ist eher unangenehm. So unangenehm wie ein chirurgischer Eingriff. Aber dann findet man in Gott einen barmherzigen Vater, der bereit ist, zu vergeben, uns wiederherzustellen und sogar einen Bund mit uns zu schließen, für das ganze Leben, für alle Ewigkeit. Wäre es nicht töricht, auf diesen ehrlichen Schritt zu verzichten, einen Vorwand zu finden, um ihn zu umgehen … und so eines Tages zur großen endgültigen Verabredung zu kommen, und sich der unnachgiebigen Gerechtigkeit des Gottes der Wahrheit zu stellen?

Aber die Zusage Gottes, Menschen in seine Ruhe aufzunehmen, gilt weiter. Darum wollen wir nicht leichtsinnig sein, sondern darauf achten, dass keiner dieses Geschenk verscherzt… Darum wollen wir mit Zuversicht vor den Thron treten, auf dem die Gnade regiert. Dort werden wir immer, wenn wir Hilfe brauchen, Liebe und Erbarmen finden.  Hebräer 4. 1,16

J-J Streng