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Selbstachtung und Beziehung zu anderen

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Selbstverständnis und Beziehung zu anderen

Durch das Selbstbewusstsein, verbunden mit der Entwicklung der Sprechfähigkeit, kommt jeder zu einem Selbstverständnis (1), das sich in der Beziehung zu anderen aufbaut. Die Selbstachtung ergibt sich aus der gesamten Selbsteinschätzung der Person, die sich mehr oder weniger annehmbar vorkommt, mit angenehmen oder unangenehmen Gefühlen, je nach der Art, wie sie auf die Beurteilung der Leute reagiert, die in ihrem Leben zählen.

Bestandteile der Selbstachtung

Die Selbstachtung besteht aus der sozialen Rolle, der Liebe zum anderen und dem Streben nach Ewigkeit. Die im gesellschaftlichen Umfeld gespielte Rolle zeigt sich in der Fähigkeit zu Leistungen im Bezug zu anderen. Sie trägt zur gesellschaftlichen Eingliederung bei und ist mit dem Zugehörigkeitsgefühl verbunden. Die Konzentrationslager haben viele zum sozialen Tod verurteilt, indem sie ihnen diese Rolle entzogen.

Liebe zum anderen und Streben nach Ewigkeit

So sehr und noch stärker als der gesellschatfliche Erfolg schützt Liebe zum anderen die Selbstachtung und kann die Folgen eines Misserfolgs mildern.
Das Streben nach Ewigkeit kommt im Wunsch zum Ausdruck, etwas Dauerhafteres zu hinterlassen als die Zufriedenheit wegen eines vollbrachten Werks oder als der Beifall einiger Personen. Man strebt nach « einem unabänderlichen und uneingeschränkten Massstab der Annehmbarkeit. Vielleicht besteht dieser darin, « der Liebe eines Ewigen Wesens würdig zu sein ». Der auf Selbstachtung gelegte Wert wechselt je nach dem Verständnis, das ein jeder davon hat.

Scheitern und negative Selbstachtung

Ein Misslingen kann man mit einer äusserlichen Ursache oder mit einem persönlichen Versagen erklären. Aber jedes Scheitern inneren Mängeln zuschreiben, fördert eine regelmässig wieder auftretende negative Selbstachtung. « Mir gelingt nichts, weil ich dumm bin »… »Ich muss dumm sein, da mir nie etwas gelingt ». So verzichtet man auf eine Anstrengung, die man im voraus nutzlos findet.

Gestörte Persönlichkeiten

Eine ausweichende Persönlichkeit « leidet unter einer chronischen Schwäche der Selbstachtung und sieht in den anderen « mögliche Gegner ».
Eine narzisstische Persönlichkeit fühlt sich überlegen, sie benutzt andere, um ihre Ziele zu erreichen und braucht trotzdem noch die Hilfe der Psychiater.
Eine ängstliche Persönlichkeit entwirft Szenarii, um einer als gefährlich empfundenen Stuation vorzugreifen. « Sich schützen und jede Gefahr vermeiden » oder jeder Infragestellung ausweichen verhindert die Reifung und gesunde Beziehungen ohne Ichbezogenheit.
Eine unter Verfolgungswahn leidende Persönlichkeit hat unbändige Vorstellungen, die « jeder Beweisführung widerstehen. Sie baut ein sehr ausgeklügeltes Wehrsystem auf, um ihre Selbstachtung gegen die Gefahr der Auflösung zu schützen ».

Depressionen

Eine mehr oder weniger dauerhafte Depression kann durch Ereignisse, Krankheit, Tod einer lieben Person, Verlust der Arbeitsstelle ausgelöst werden.
Chronische Depression hängt mit einer schwachen Selbstachtung zusammen : Frauen, die als Kind ihre Mutter verloren haben, denen es an intimer Gattenliebe fehlt oder die beruflos (2) sind, fühlen sich verstossen.
Eine Depression stört das Gedächtnis, das Konzentrationsvermögen, das Nachdenken und die gesellschaftlichen Beziehungen und kann zum Selbsthass führen.
In der Kindheit mutterlos bleiben scheint für eine Depressionsgefahr ausschlaggebend, wie es die drei Reaktionsphasen im Krankenhaus liegender Kinder veranschaulichen : Protest, Weinen und Suche nach der Mutter – Verzweiflung – Gleichgültigkeit und Abkapselung.
Verbundenheit und Trennung haben also ihre Bedeutung in der Selbstachtung und im Funktionieren einer Persönlichkeit.
Eine perfekte Beziehung zu den Eltern ist jedoch nicht unentbehrlich und ihr Mangel erklärt nicht alle möglichen psychologischen Störungen.

Christliches Verständnis der Selbstachtung

Das Evangelium lädt den Christen zu einem verantwortlichen und christlichen Verständnis der Selbstachtung ein, die sachgemäße Therapien als eine Wirkung der « gewöhnlichen Gnade » (3) befürwortet und die Forderungen des Evangeliums hinsichtlich der Selbstverleugnung, des sittlich Unbedingten, der Wirklichkeit der Sünde und des Heils aus Gnade in Betracht zieht.

C. S.

(1) Ein Bild seiner selbst
(2) Einer Umfrage unter englischen Fabrikarbeiterinnen zufolge
(3) Gottes günstiges Verhalten der gesamten Menschheit und nicht nur den Christen gegenüber (Matthäus 5.45)