You are currently viewing Der Lebendige : Sucht den Lebendigen nicht unter den Toten

Der Lebendige : Sucht den Lebendigen nicht unter den Toten

Der Lebendige : Sucht den Lebendigen nicht unter den Toten ! Erinnert euch !

Christi Tod, eine riesige Leere

Früh morgens, am ersten Tag der Woche gehen einige jüdische Frauen durch die Strassen Jerusalems. In der Hand tragen sie einen Korb mit Flaschen voll duftender Öle und Spezereien.
Nein, Lust zum Plaudern haben sie nicht, sie beeilen sich, um, dem Brauch gemäss, einem Toten die letzte Pflicht zu erweisen.
Und welch einem Toten ? Dem, den die Propheten als den mächtigen Erlöser angekündigt hatten, der von den Feinden errettet (Lukas 1.69-71). Der, der im Namen des Herrn kommt, wie ihn Psalm 118.35 schildert (Lukas 13.35). Der, der die Kranken heilte und die Toten auferweckte. Der, von dem etliche ausdrücklich oder insgeheim hofften, dass er die römische Besatzungsmacht hinaustreiben und sich auf den Thron der früheren Könige Israels setzen würde.
Nichts aber von all dem kam, nur eine unendliche, quälende Leere. Jede Hoffnung wurde zerschmettert : vor zwei Tagen, am Freitag Nachmittag ist Jesus auf einem Kreuz gestorben.
Eine riesige Leere, die nichts ausfüllen kann, und besonders nicht der Brauch, die Pflicht, die vor zwei Tagen kaum begonnene Einbalsamierung des Leichnams fertig zu machen.

Es folgten aber die Frauen nach, die mit ihm aus Galiläa gekommen waren, und besahen die Gruft, und wie sein Leib hineingelegt wurde. Als sie aber zurückgekehrt waren, bereiteten sie wohlriechende Öle und Salben; und den Sabbat über ruhten sie nach dem Gebot. An dem ersten Wochentag aber, ganz in der Frühe, kamen sie zu der Gruft und brachten die wohlriechenden Öle, die sie bereitet hatten. Sie fanden aber den Stein von der Gruft weggewälzt; und als sie hineingingen, fanden sie den Leib des Herrn Jesus nicht. Lukas 23:55-24:3 ELB

Das leere Grab

Nach der Kreuzigung wurde Jesu Leichnam in ein Grab gelegt, das in einen Felsen gehauen wurde und das Josef von Arimathia, ein Sympathisant, geliehen hat. Die Frauen waren auch da, sie beobachten alles, um zu wissen, wie sie nachher handeln können. Gewöhnlich übernehmen sie die Totenwaschung. Ein grosser Stein wird vor das Grab gerollt, um es zu schliessen (Mattäus 19.60); das wird das Unternehmen sicher noch schwieriger machen.

Nun sind sie im Garten, vor der Höhle, angekommen. Kein Stein steht mehr vor der Öffnung, damit ist schon ein grosses Problem gelöst. Aber… welch ein Schock : auch der Leichnam ist weg !
Was die Frauen finden, entspricht in keiner Hinsicht dem, was sie erwarteten : das Grab ist leer !

Und es geschah, als sie darüber in Verlegenheit waren, siehe, da standen zwei Männer in strahlendem Gewand bei ihnen. Als sie aber von Furcht erfüllt wurden und das Gesicht zur Erde neigten, sprachen sie zu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden unter den Toten? Er ist nicht hier, sondern ist auferstanden. Gedenkt daran, wie er zu euch geredet hat, als er noch in Galiläa war, indem er sagte: Der Sohn des Menschen muß in die Hände sündiger Menschen überliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen! Und sie gedachten an seine Worte; und sie kehrten von der Gruft zurück und verkündeten dies alles den Elfen und den übrigen allen. Es waren aber die Maria Magdalena und Johanna und Maria, des Jakobus Mutter, und die übrigen mit ihnen. Sie sagten dies zu den Aposteln. Lukas 24:4-10 ELB

Die Verkündigung der Engel

An Stelle des Toten sind da sonderbare Gestalten in glitzerndem Gewand, zwei Engel, wie es die beiden Emmausjünger später wiederholen werden (Lukas 24.23). Diese Männer in gleissender Kleidung machen zwei widersprüchliche Aussagen :
« Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten ? »
« Der Menschensohn musste gekreuzigt werden und sterben. »

Nun aber steht fest : er ist auferstanden = er lebt !

Der Lebendige : Gottes Haupteigenschaft

Gott ist der lebendige Gott, wie es das Alte Testament mehrmals und besonders in den Psalmen 18, 42 84 wiederholt. Er ist der Herr der Ewigkeit, der ewig Lebendige, YHWH, Adonai.
« Ich bin der Ich bin » ( Exodus 3.14)

Jesus beansprucht, mit Gott völlig identisch zu sein

Er hat seine Ewigkeit behauptet : « Bevor Abraham geboren wurde, war ich schon da (Johannes 8.58) ; « Ich bin die Auferstehung und das Leben (Johannes 11.25).
Et behauptete auch seine Gleichheit : « Der Vater und ich sind untrennbar eins » (Johannes 10.30) ;
seine Macht über die Schöpfung : der gebändigte Sturm ;
über die Dämonen : die Heilung des Besessenen ;
über den Tod : die Erweckung der Tochter des Jairus, des Lazarus.

Der Lebendige muss sterben um zu auferstehen

Der Lebendige : ein schöner Titel für den Auferstandenen ! (Offenbarung 1.18)
Und dennoch muss dieser Lebendige sterben, um wieder zum Leben zu kommen und um Frucht zu tragen, wie das in die Erde gefallene Weizenkorn (Johannes 12.24).
Er ist nicht mehr hier, er ist auferstanden. Erinnert euch an das, was er euch sagte, als er noch in Galiläa war : « Der Menschensohn muss in die Hände der Sünder ausgeliefert werden, er muss gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen. »
Nun ist er auferstanden : das erklärt, warum das Grab leer ist.

Erinnert euch !

Erinnert euch : das ist ein Aufruf, etwas ins Gedächtnis zurückzurufen, an Jesus Worte zurückzudenken, es ist keine Rückkehr zum Grab.
Sich erinnern : etwas wieder aufleben lassen, den Sinn der gesprochenen Worte und der in der Vergangenheit der Heilsgeschichte ausgeführten Handlungen in seine Gegenwart eingreifen lassen. Sich an die Ankündigungen erinnern, die Jesus bei Lebzeiten über seinen Tod und seine Auferstehung gemacht hatte.
Der Menschensohn muss in die Hände der Sünder ausgeliefert werden, er muss gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen.

Sich an die Ankündigungen der Leiden Jesu erinnern

Bei Lukas hat Jesus selbst die Bedeutung seiner Auferstehung vorausgesagt. Mehrmals hat er die Notwendigkeit seiner Leiden und seines Todes angekündigt. Er beansprucht der Leidende Menschensohn zu sein.

Der Sohn des Menschen muß vieles leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet und am dritten Tag auferweckt werden. Lukas 9:22 ELB

Nehmt ihr diese Worte in eure Ohren, nämlich daß der Sohn des Menschen überliefert werden wird in die Hände der Menschen. Sie aber verstanden dieses Wort nicht, und es war vor ihnen verborgen, daß sie es nicht begriffen; und sie fürchteten sich, ihn über dieses Wort zu fragen. Lukas 9:44-45 ELB

Er nahm aber die Zwölf zu sich und sprach zu ihnen: Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was durch die Propheten auf den Sohn des Menschen hin geschrieben ist; denn er wird den Nationen überliefert werden und wird verspottet und geschmäht und angespien werden; und wenn sie ihn gegeißelt haben, werden sie ihn töten, und am dritten Tag wird er auferstehen. Und sie verstanden nichts von diesen Worten, und diese Rede war vor ihnen verborgen, und sie begriffen das Gesagte nicht. Lukas 18:31-34 ELB

Niemand hat die Ankündigungen der Leiden begriffen

Erklärungen und Begründungen sind hier sehr gefragt.
Und « alles, was geschrieben steht, wird sich ereignen ».
Die Jünger haben aber die Bedeutung dieser Worte Jesus nicht begriffen, als er seine Leiden ankündigte, oder sie haben sich nicht getraut, ihm Fragen zu stellen.
Sie haben sie nicht verstanden und sich nicht gewagt, ihn zu fragen. Wohl, weil sie im Fall einer Bestreitung (« das darf dir nicht zustossen ») befüchteten, vom Herrn dieselbe Antwort zu bekommen wie Petrus : « Geh weg, du Satan ! » (Matthäus 16.22-23). Bewiesen wird das dadurch, dass sie sich unmittelbar nach der Ankündigung der Leiden um die beste Stelle stritten (Lukas 9.46).

Niemand hat sie wirklich verstanden, niemand hat sich erinnert, auch die Frauen nicht. Sie hätten sich erinnern sollen. Aber woran ?

Sie entsinnen sich wieder

Sie brauchen den Eingriff der Engel, um zu begreifen, damit die Andenken wieder in den Sinn kommen. Dann erinnern sich die Frauen an die Worte Jesu. Sie entsinnen sich wieder : das leere Grab, Jesu Vorhersagen, alles, was er über seine Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung gesagt hatte, die Verkündigung durch die Engel…

Sucht nicht den Lebendigen bei den Toten !
Gedenkt dessen, was er euch angekündigt hat !
Er musste sterben um zu auferstehn

Um den Bestattungsbrauchs einzuhalten, begeben sich die Frauen zum Grab, die Engel aber schicken sie zurück ins Leben. Das leere Grab hat sie ganz durcheinander gebracht, aber nun erhalten die gute Nachricht von Jesu Auferstehung.

Die Botschafterinnen der Auferstehung

Jetzt sind dessen sicher ; diese treuen, ergebenen Frauen, die Jesus auf den vielen Strassen gefolgt sind, können nun den Aposteln die gute Nachricht der Auferstehung berichten (Lukas 24.9-10).
Und erst als sie ihren Auftrag als Botschafterinnen, als Apostel für die Apostel erfüllt haben, gibt uns Lukas ihre Namen an.

Sucht den Lebendigen nicht bei den Toten !

Ist das aber nicht, was wir so oft tun, ohne dessen bewusst zu werden. Man erinnert sich, man wendet sich zur Vergangenheit hin, zu unserer oder zu der der anderen, man ruft die Andenken wach, und sonderbarerweise eher die schlechten !
Man sucht nach einer Erklärung für das, was passiert ist, und diese Art Gedenken verdirbt uns, wie auch den anderen, das Leben, wie eine Leiche in ihrem Grab. Und dieses Nachgrübeln, diese Begründungsversuche ändern nicht viel an der Sache, im Gegenteil…

Man bleibt am Negativen haften, an der Niederlage, an dem Konflikt, den man nicht zu bewältigen, zu vergeben weiss : denkt man nicht wieder bei jeder Gelegenheit daran ?
Besser wäre, sich an das zu erinnern, was der Herr gesagt hat : die Wirklichkeit in Bezug zu seinen Worten zu bringen, um zu verstehen, um weiter zu kommen.
Denn der Lebendige ist da, manchmal nur wie ein Schimmer am Ende des Tunnels, aber da ist er. Im Augenblick, wo wir alles fahren lassen, offenbart er sich und befreit uns.

Erinnert euch, nicht aber an das Grab, sondern an den Lebendigen !

C.S.