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Gottes Heiligkeit und Liebe in der Vergebung der Sünden

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Gottes Heiligkeit und Liebe

In Hosea 11 und an anderen Stellen findet man Andeutungen auf eine Zweiheit in Gott: er ist barmherzig und gnädig… aber er hält den Schuldigen nicht für unschuldig. Für Emil Brunner ist das “zweifache” oder doppelte “Wesen” Gottes das gröβte Geheimnis in der christlichen Offenbarung. Diese Zweiheit ist aber nie unvereinbar, denn Gott ist nicht mit sich selbst uneinig. Um sich genugzutun hat er sich selbst geopfert, an unserer Stelle.

Gottes Liebe und Vergebung der Sünden

Wie kann Gott den sündigen Menschen lieben und seine Sünden vergeben? In Gott ist kein Widerspruch. Seine göttliche Gerechtigkeit und Barmherzigkeit stehen nicht im Streit miteinander und brauchen nicht versöhnt werden. Aber sie werden in Christi Werk zur Erlösung der Sünder verherrlicht.
Im Alten Testament bereiteten die Opfer das erlösende Opfer vor und bildeten einen Vorgeschmack darauf.

Ostern und die Übertragung der Sünde

An Ostern offenbart sich Gott zugleich als Richter, als Erlöser und als der Gott des Bundes mit Israel. John Stott verwirft jeden Versuch, dem Ausdruck “an jemandes Stelle treten” seine Bedeutung zu rauben, indem man den Unterschied verwischt zwischen einer Stellvertetung der Reue, bei der der Stellvertreter das anbietet, was wir nicht anbieten konnten, und einer strafrechtlichen Stellvertretung, bei der der Stellvertreter das erduldet, was wir nicht erdulden konnten.

Im Alten Testament bedeutet Sünden tragen die strafrechtlichen Folgen auf sich nehmen, die Strafe erleiden, auch an Stelle eines anderen. Veranschaulicht wird das in der Kulthandlung mit den beiden Böcken zur Sühnung der Sünden am groβen Tag der Vergebung (yom kippur). Sie zeigt, dass die Versöhnung mit Gott nur durch diese Versöhnung, diese Übertragung der Sünden von den Menschen auf das Tier  möglich war.

3. Mose 16.7-10

Die beiden Böcke bringt er (Aaron) zu mir an den Eingang des heiligen Zelts. Das Los soll entscheiden, welcher Bock mir und welcher Asasel gehört. Der Bock, den das Los mir bestimmt, wird mir von Aaron als Opfer für die Schuld des Volks dargebracht; der andere soll lebend vor mich gestellt und mit der Schuld der Volks beladen an Asasel in die Wüste getrieben werden.

 

Für den Schreiber des Hebräerbriefs war Jesus zugleich “ein barmherziger und zuverlässiger Priester” (Hb 2.17) und der vollkommene Vertreter beider Opfertiere, sowohl des geopferten Bocks, dessen Blut in das Allerheiligste gebracht werden sollte, als des Bocks, der mit den Sünden des Volks beladen und in die Wüste getrieben wurde.

Hebräer 9.6-7, 11-12:

Das ganze Heiligtum besteht also aus zwei Teilen. Jeden Tag gehen die Priester in das erste Zelt. Das zweite Zelt darf nur der Oberpriester betreten, und das auch nur einmal im Jahr. Er nimmt Blut mit und opfert es für sich und für die Menschen, die ohne bösen Willen schuldig geworden sind… Inzwischen ist Christus gekommen. Er ist der Oberste Priester, der in Wirklichkeit die Versöhnung bringt. Er ist durch das Zelt hindurchgegangen, das gröβer und vollkommener ist, das nicht von Menschen errichtet worden ist und nicht zu dieser Welt gehört. Ein für allemal ging er in das Allerheiligste. Er muste auch nicht das Blut von Böcken und Kälbern mitnehmen, vielmehr ging er mit seinem eigenen Blut hinein. Und so hat er uns für immer von unserer Schuld befreit.

 

Am klarsten aber kündigt Jesaja 53 Christi Leiden und Tod an.

Jesu eigene Aussagen in Markus 10.45:

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für alle Menschen

hinzugeben nehmen Daniels (7. 13-14) Prophetien über den Menschensohn wieder auf:

Danach sah ich in meiner Vision einen, der aussah wie ein Mensch. Er kam mit den Wolken heran und wurde vor den Thron des Uralten geführt. Der verlieh ihm Macht, Ehre und Herrschaft, und die Menschen aller Nationen, Völker und Sprachen unterwarfen sich ihm. Seine Macht ist ewig und unvergänglich, niemand wird ihm je die Herrschaft entreiβen.

sowie diejenigen über den Beauftragten Gottes in Jesaja 53.10-12:

Aber der Herr wollte ihn leiden lassen und zerschlagen. Weil er sein leben als Opfer für die Schuld der anderen dahingab, wird er wieder leben unsd Nachkommen haben. Durch ihn wird der Herr sein Werk vollenden. Er hat so viel gelitten, nun darf er wieder das Licht sehen und wird für sein Leiden belohnt. Von ihm sagt der Herr: “Mein Beauftragter kennt meinen Willen. Weil er selber schuldlos ist, befreit er viele von ihrer Schuld, denn er hat die Strafe für die Vergehen der anderen auf sich genommen. Deshalb will ich ihn zu den Groβen rechnen und mit den Mächtigen soll er sich die Beute teilen. Er ging in den Tod und lieβ sich unter die Verbrecher zählen. Aber er trug die Strafe für viele und trat für die Schuldigen ein

Die Worte, die Jesus beim Abendmahl spricht, nämlich, dass “sein Blut für alle Menschen vergossen wird” zeigen also, dass er bewusst war, in seinem Tod die Sünden der Menschen zu tragen.

Er nimmt unseren Fluch auf sich und gibt uns seinen Segen; er wird Sünde, indem er unsere Sünde auf sich nimmt; und durch seine Gerechtigkeit werden wir gerecht, jedoch ohne dass er wirklich Sünder geworden wäre.

Solches sind die strafrechtlichen Folgen unserer Sünden, die auf ihn übertragen wurden. Das Kreuz ist also ein echtes Opfer der Stellvertretung: Christus starb an unserer Stelle.

Wer tritt an die Stelle der Sünder?

Stott hebt den Fehler hervor, der darin besteht, in Jesus Christus einen Menschen zu sehen, der sowohl von Gott als von uns abgesondert wäre. Jesus Christus ist keine unabhängige Drittperson, die eingreift, um einen zürnenden Gott zu beschwichtigen und um ihm eine wider Willen gewährte Erlösung zu entreiβen. Man darf ebensowenig Gott allein die Initiative zuschreiben, den unschuldigen Jesus an Stelle der Sünder zu strafen, die diese Strafe verdient haben. Solch ein Gedankengang ist falsch, denn er stellt beide einander gegenüber: Christus wäre der Gegenstand des Zorns Gottes und Gott wäre derjenige, den Christus überzeugen muss. Eigentlich aber arbeiten beide zur Erlösung der Sünder zusammen.

Stott nuanciert die Aussage von Apostelgeschichte 20.18 : « die Gemeinde, die Gott durch sein eigenes Blut erworben hat » ; es geht um das Blut Jesu, des Sohns Gottes. Er stellt klar, dass kein Vers in der Schrift behauptet, Gott selbst wäre am Kreuz gestorben. Man kann eigentlich nicht sagen, Gott sei gestorben, weil das Neue Testament den Vater mit “Gott” bezeichnet und weil die Person, die auf das Kreuz stieg, nicht Gott der Vater war, sondern Gott der Sohn.

Rolle der verschiedenen Personen der Dreieinigkeit im Drama des Kreuzes

Die Rolle der verschiedenen Personen der Dreieinigkeit im Drama des Kreuzes wird stichhaltig und gründlich behandelt. Der Autor warnt gegen den z. B. in gewissen Liedern manchmal aufkommenden Fehler: aus Jesus Christus, unserem Stellvertreter macht man den barmherzigen Gegner eines zürnenden Gottes, dem er versucht die Vergebung zu entreiβen, damit der Sünder seinem Gericht entkommt.  Nein, es gibt keine Trennung zwischen dem Vater und dem Sohn. Die Zurechtbastelung eines barmherzigen Sohns, der auf einen zögernden Gott Druck ausüben würde, damit er uns gegenüber Gnadenmaβnahmen treffe, stürzt vor der Wirklichkeit der Liebe Gottes in der Ganzheit der Dreieinigkeit zusammen.

Zweckdienliche Untersuchung gewisser Irrlehren über die Dreieinigkeit der ersten Jahrhunderte

Es kann hilfreich sein, gewisse Irrlehren über die Dreieinigkeit der ersten Jahrhunderte zu untersuchen.
Obwohl all diese Kontroversen uns von unseren Anliegen als Christen des 21. Jhts sehr entfernt erscheinen mögen, tun wir gut, auf der Hut zu bleiben. Solche Irrlehren können in gewissen gegnwärtigen Sekten aufs Neue auftreten.
Die von Gott dem Sohn am Kreuz erduldeten Leiden übermäβig zu betonen führt entweder zum Irrtum der Modalisten und der Patripassiener, die die Personen der Dreieinigkeit miteinander verwechseln und die ewige Unterscheidung zwischen dem Sohn und dem Vater verneinen, oder zum Irrtum der Monophysiten und der Theopaschiten, die die zwei Wesen Christi (göttlich und menschlich) verschmelzen und die Tatsache verwerfen, dass er eine Person mit zwei Wesen war.
Willam Branhams und Kenneth Hagins falsche Lehre, die heute in gewissen extremistischen Kreisen beliebt ist, stützt sich nämlich auf modalistische Ansichten: Vater, Sohn und Geist wären keine verschiedenen Personen innerhalb der Gottheit, sondern drei zeitliche Erscheinungsarten, durch die Gott sich nacheinander geoffenbart hätte.

Gott in Christus

Wegen der Fleischwerdung ist unser Stellvertreter weder Christus allein, noch Gott allein, sondern Jesus Christus in seinem doppelten menschlichen und göttlichen Wesen. Dem Neuen Testament zufolge wurde die Sühnung zugleich vom Vater und vom Sohn vollbracht. Gott machte den ersten Schritt und schickte seinen Sohn für uns, er handelte durch ihn und nahm an seinem Leiden teil.
Die Wörter “Genugtuung” und “Stellvertretung” sind also sehr angebracht, um die Heilslehre darzustellen: in Christus ist Gott nicht nur an unsere Stelle getreten, sondern das war das einzige Mittel, um zugleich die Genugtuung der heiligen Liebe Gottes und die Erlösung der aufständischen Menschen zu vollbringen.

Ende

N.B. Wörtliche uns annähernde Zitate von John Stott werden kursiv geschrieben.
C.S.