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Johannes der Täufer wartet auf dern Messias

  1. Glücklich, « Glückselig ist wer sich nicht an mir ärgern wird ! » (Matthäus 11.6)

Eine sonderbare, negativ ausgerichtete Seligpreisung ! Ich habe keine zweite gefunden, die so ausgedrückt ist ! Könnte man positiv so sagen : « Glückselig, wer sich nicht täuscht, indem er an Jesus glaubt » ?

Neigte Johannes der Täufer dahin, nur die Seite des Gerichts im Kommen des Messias in Betracht zu ziehen ? Das Entrüstende wäre, das eigentliche Wesen des Messias falsch zu verstehen. Für Jesus war Petrus ein Ärgernis, als er nicht annehmen wollte, dass Jesus sterben musste und er ihn verleugnete.

Wie kann Jesus ein Ärgernis sein ? Jedes Mal, wenn ich ihn als einen anderen ansehe, als einen irdischen König, und wenn ich beginne zu vergessen, dass er Gottes Sohn ist, die Person die bereit war, der Menschheit als ein kleines Kind entgegen zu kommen.

Jesus, ein toller Mensch, ein groβer Denker oder Gottes Sohn selbst ?

Für die einen war Jesus Gottes Sohn, ist aber nie ein Mensch gewesen ; er hätte nur wie ein Mensch ausgesehen.

Andere dagegen sahen in ihm einen genialen Menschen, einen Philosophen, höchstens einen von Gott angenommenen Menschen, aber keinesfalls Gott selbst.

Und dann sind da noch diejenigen, die versuchten, in ihm den Anteil an Göttlichkeit und den Anteil an Menschlichkeit zu dosieren : mehr Mensch als Gott oder mehr Gott als Mensch.

Zu Weihnachten bereiten wir uns darauf, Jesus als Kind in unsere Häuser zu empfangen. Das macht die Frage des Johannes um so wichtiger. Ohne uns in Fachdebatten zu verirren, fragen wir uns :

Wer ist Jesus ? Ist er der Messias, der gesandte Gottes ?

An Weihnachten stehen wir nicht vor einem Erwachsenen. Wenn wir uns auf die Kindheitsgeschichten in den Evangelien von Matthäus und Lukas beziehen, so ist das Kind Jesus im Zentrum der Feier. All diejenigen, die in ihrem Leben ein Kind haben empfangen durften, wissen das ganz gut. Wenn man ein Kind empfängt, so handelt es sich um ein werdendes Wesen, das seinen Platz in der Gemeinschaft der Menschen einnimmt.

Es ist nicht dazu bestimmt, ein kleines Bübchen zu bleiben, das jeder für sein Leben gern hat. Es wird sich zu einer Persönlichkeit gestalten und sich einen Platz unter uns machen.  So geht es auch mit Jesus. Beim Bild des Jesuskinds stehen bleiben, so schön das auch sein mag, heiβt ihn in einem Augenblick seiner Geschichte erstarren lassen. Nun ist dieses Jesuskind aber dazu berufen, zu wachsen und immer mehr Platz in unserem Leben einzunehmen.

Das erinnert uns an den Ausspruch über die Beziehung zwischen Jesus und Johannes dem Täufer, als dieser sagte : « Sein Einfluss muss wachsen und meiner abnehmen. » Eben darum hat der Maler Matthias Grünwald Johannes den Täufer auf dem Altarbild von issenheim unten am Kreuz stehend und mit einem übergroβen Finger auf den Gekreuzigten deutend dargestellt.

Etwas Ähnliches erleben wir mit dem Adventskranz. Am Anfang hat das unauffällige Lichtlein der ersten Kerze etwas Mühe, sich einen Platz zu schaffen unter der Unzahl der künstlichen Lichter. Nach und nach werden es vier warme Lichter sein, die Christi wachsende Gegenwart Christi versinnbildlichen und uns entgegen scheinen.

Johannes der Täufer bereitet uns darauf vor, Jesus zu empfangen.

Er rüttelt uns auf aus unserer Erstarrung. Er bringt uns zum Bewusstsein, dass wir anders leben müssen, wenn wir Jesus empfangen wollen. Er wendet sich an alle Menschen, an die Mächtigen wie an die Bescheidenen : alle müssen anders werden, jeder nach seinen Umständen. Ja, der Kommende muss wachsen und ich muss zurücktreten, um Jesus den ganzen Platz frei zu machen.

Jesus den Platz frei machen, um ihn zu empfangen, das bedeutet, den von uns eingenommenen Raum verringern. Wir verstellen unser Leben mit so vielen Sachen, die uns daran hindern, Jesus zu entdecken. Jesu Zeitgenossen und ganz besonders die Schriftgelehrten, haben ihn nicht erkannt. Sie lesen bei Micha die Verheiβung über Jesu Geburt in Bethlehem und was tun sie dann ? Sie bleiben ruhig in Jerusalem !

Niemand war zwar darauf gefasst, dass der Messais ein Kind sein konnte.

Und ihr, wer sagt ihr, dass ich bin ?

Vielleicht sollten wir uns die Frage stellen, die Jesus an seine Jünger richtete : « Und ihr, wer sagt ihr, dass ich bin ? »

Auf die Frage des Täufers antwortet Jesus wie gewöhnlich indirekt : « Blinde werden sehend und Lahme gehen ; Aussätzige werden gereinigt und Taube hören, und Tote werden auferweckt, und Armen wird die gute Botschaft verkündigt ». Mit solchen Zeichen kann Jesus nur der Messias sein. Mit ihm wird alles möglich, alles lebt neu auf und nimmt neue Gestalt an. Freude flammt auf für den, der bereit ist, an Ihn zu glauben.

Aber da lesen wir auch : « Blinde werden sehend und Lahme gehen »

An diesem Zeichen sollte man den von Gott kommenden Messias erkennen. Nun ist er gekommen, er hat die Menschen aufgerichtet, et ihnen die Augen aufgetan, damit sie all das Gute und die Liebe sehen, die durch die Jesus Nachfolgenden am Keimen ist. Oft ohne viel Aufhebens, ganz bescheiden.

« Das Gute ist alltäglich », heiβt es, so muss man also schon etwas aufpassen, um es zu merken. Diese Zeugen sind aber Zeichen des kommenden Königreichs, sie helfen uns, an den Gekommenen zu glauben.

Also : « Glückselig ist wer sich nicht an mir ärgern wird ! » 

Wir werden eingeladen, uns darauf vorzubereiten, Jesu Ankunft zu feiern. Wie können wir den Weg bereiten, Platz machen, Steine, Dornen und dürre Äste entfernen, putzen, Blumen aufstellen und alles zieren ?

Die Weisen und die Hirten haben das Licht gesehen. Jetzt sind sie voller Freude. Nachdem sie das Kind gesehen und angebetet hatten, sind sie schnell in ihr alltägliches Land zurückgekehrt. Ihre Freude ist so groβ, dass sie in ihre Worte überflieβt und ihr Gesicht aufleuchten lässt.
Sie erzählen, was sie gesehen haben, und alles, was sie über das Licht erfahren haben : « Macht euch bereit, denn es kommt auch zu euch, dieses Licht ! »

Unter ihren Zuhörern zögern etliche und können es nicht glauben. Die Zeugen bestehen aber darauf : « Es hat es von je her gegeben, dieses Licht ! Schon von Anfang an ! In ihm ist das Leben ! Es kommt, um jedem Mann, jeder Frau auf dieser Welt zu leuchten. Es scheint in die Finsternis und die Finsternis kann es nicht aufhalten. Das Licht kommt, um bei euch zu wohnen ! Wenn ihr es vertrauensvoll empfangt, macht es aus euch Kinder des Lichts ! »

Die Freude, die sie vermitteln, ist so groβ, dass es zu leuchten beginnt, genau wie ein Sonnenschein.

Möge ein jeder von uns sich dem Licht des Kommenden öffnen, als Ausdruck unseres Verlangens nach Gottes Gegenwart an unserer Seite 

L. N.