Die Begegnung zwischen Christus und dem Blind geborenen
Unterwegs sah Jesus einen Mann, der seit seiner Geburt blind war. Da fragten ihn seine Jünger: Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst? Ober haben seine Eltern gesündigt, so daß er blind geboren wurde?
Jesus antwortete: Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden. Wir müssen, solange es Tag ist, die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt hat; es kommt die Nacht, in der niemand mehr etwas tun kann.Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.
Als er dies gesagt hatte, spuckte er auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Schiloach heißt übersetzt: Der Gesandte. Der Mann ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen. Johannes 9,1-7
Blind in der Zeit Christi
Zum Zeitpunkt der Hebräer und am Anfang unserer Zeitrechnung war Blindheit im Nahen Osten sehr verbreitet.
Die Leute hatten verschiedene Augenleiden, besonders wegen Reizungen durch den feinen Wüstensand. Mittlerweile weiß man, wie mehrere dieser Leiden zu lindern oder zu heilen sind.
Die Blinden wurden durch die jüdischen Gesetze geschützt. Aber sie mussten oft betteln und lebten am Rande der Gesellschaft.
Was aber betrifft, konnte Gott allein ihre Sehkraft wieder herstellen.
Noch nie hat man gehört, dass jemand die Augen eines Blind geborenen geöffnet hat. Johannes 9.32.
Ihre Heilung war nur durch ein Wunder möglich, durch ein Zeichen im biblischen Sinn des Worts. Das von Jesus bewirkte Wunder ist also ein klarer Beweis, dass er Gott ist und auch der Messias, der von Gott Gesandte.
Um ein Wunder zu verstehen, muss man nach der tieferen Bedeutung des Zeichens suchen
Jesus, das « Licht der Welt » (Joh 9. 5), gibt ein Zeichen seiner Macht über das Böse.
Johannes unterstreicht
• die Rolle Christi, des „göttlichen Arzts“: er streicht ihm einen Teig aus Speichel und Staub auf seine Augen
• Der Blinde glaubt sofort : er gehorcht dem erhaltenen Befehl
„Wenn ihr euer Vertrauen auf ihn setzt, habt ihr durch ihn das ewige Leben“ (Joh 20,31).
Die Absicht des Evangelisten
• den Glauben bei seinen Lesern wecken
• die Gläubigen von den Ungläubigen scheiden
• Lager des Lichts und Lager der Finsternis.
Der Glaube wächst und entwickelt sich bei einigen, bei den anderen ist es der Unglaube.
Wunder und Bedeutung des Zeichens
• 1. Zeichen, Johannes 2. 1-12: die Hochzeit zu Kana
Jesus offenbart seine Herrlichkeit und leitet die messianische Ära ein: ein endloses Hochzeitsfest.
• 2. Zeichen, Johannes 4,43-54: Heilung des Sohns eines königlichen Beamten
Menschen fragen nach Zeichen, bleiben aber auf die Lehre des Zeichens unempfindlich
• 3. Zeichen, Johannes 5: Der Behinderte von Bethesda
Jesus greift ein, ohne dass dieser Mann Glauben gezeigt hat.
• 4. Zeichen, Johannes 6: Vermehrung der Brote
Das Brot des Lebens, seinen Leib « essen », sein Blut „trinken“ = glauben.
• 5. Zeichen, Jesus geht über das Wasser
Das Werk, das Gott von uns erwartet, um uns das Leben zu schenken, ist in Jesus Christus zu glauben.
• 6. Zeichen, Johannes 9: Die Heilung des Blindgeborenen
Hast du Vertrauen zum Menschensohn?
Als Jesus weiterging, sah er…, dass er blind geboren wurde
Vorstellungen über die Krankheit zur Zeit Christi bis zum Mittelalter
In jeder Krankheit oder Gebrechlichkeit sah man
• Besessenheit durch Dämonen
• Strafe für begangene Sünden
Für die Jünger gibt es nur eine Erklärung
er leidet
• entweder wegen der Sünden seiner Eltern (Exodus 20: 5)
• oder wegen seiner eigenen Sünden, schon vor seiner Geburt
Die Frage der Jünger widerspiegelt eine geläufige Ansicht jener Zeit
Für die Juden ist alles persönliche Leid eine Strafe für eigene Sünden.
Kinder erben von ihren Eltern verschiedenes Unheil.
Wenn sich jemand von mir abwendet, dann bestrafe ich dafür auch seine Kinder, sogar noch seine Enkel und Urenkel (Exodus 20.5)
Das Kind hat Anteil an der Erbsünde sogar schon vor seiner Geburt. (Ps 51: 7)
Die Vorstellung, dass ein Kind vor seiner Geburt sündigen kann
Die Rabbiner erklären Genesis 22,25 folgendermaßen: die Zwillinge, die sich in Rebekkas Mutterleib stritten. Aber das steht im Gegensatz zu Paulus‘ Aussage in Römer 9,11.
Der Einfluss der griechischen Philosophie
Im 2. Jahrhundert vor Christus wurde Israel von Königen griechischer Herkunft, von Nachfolgern Alexanders des Großen regiert.
Aus Angst oder Schmeichelei hatten einige jüdische Aristokraten die Lebensweise und Überzeugungen der griechischen Besetzer. Sie haben angefangen, an die Reinkarnation, an die Präexistenz der Seelen zu glauben.
Diesem Glauben zufolge konnte man im heutigen Leben wegen in einer früheren Existenz begangener Sünden leiden
Keine Grundlage im biblischen Text
Gott hat einen Plan, den er nach seiner freien Wahl erfüllt. Dieser Plan hängt nicht von den Handlungen der Menschen, sondern nur von Gott ab, der Menschen beruft. Dieser Plan funktioniert sogar vor der Geburt dieser Kinder, also bevor sie etwas Gutes oder Übles getan haben, Gott sprach zu Rebekka: « Der Ältere wird dem Jüngeren dienen ».
Kommentar zum Gemälde
Die Farbe, die für den Hintergrund des Bildes benutzt wurde
Figuren stechen von einem ockerbraunen Himmel ab. Farbverlauf. Keine Landschaft lenkt den Blick von der wesentlichen Szene im Vordergrund ab.
Trennen wir die Gruppen auf dem Gemälde durch eine schräge Linie voneinander
Gruppe rechts : helle Farben. Gruppe links : blasse Farben
Das Halbdunkel im Hintergrund unterstreicht
die Lichteffekte auf einem Teil der Gesichter linksdie Schulter des Blinden
Die drei Hauptfiguren, die in einem Oval eingeschrieben sind, sind überlebensgroß
Christus wird hervorgehoben
• Größer als die anderen
• Fast in der Mitte der Leinwand, über den Blinden gebeugt
• aufgeknöpftes Gewand
• Blauer Umhang um die Hüften drapiert und über eine Schulter gesteckt.
Wirken und die Werke Gottes ausführen
Die gegenwärtige Zeit.
Jesus und seine Jünger können wirken und Gottes Werke ausführen, solange sie leben.
Während seines irdischen Lebens soll Jesus seinen Auftrag erfüllen: die Welt durch sein Leiden und seinen Tod retten.
Dann wird Jesus seinen Auftrag durch den Geist Gottes und den Dienst seiner Zeugen, der Christen, seiner Kirche, fortsetzen.
Jesus erwähnt seinen bevorstehenden Tod
Für Israel kommt die Nacht
Er kam zu seinem Volk als „Licht der Welt“ (Joh 1,1-18)
Der Tag, an dem man arbeitet, ist die die Zeit unseres Lebens und die Nacht ist der Tod.
Während ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt
Ein durchaus sinnvolles Wort
Jesus führt Gottes Werk wirklich aus, weil er das Licht der Welt ist.
Es schenkt diesem Blinden das Licht des Körpers und der Seele
Als er dies gesagt hatte, spuckte er auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen
Eine Geste, die auf das Evangelium hinweist
Er neigt sich zum Blinden und berührt seine Augen
Eine ungewöhnliche Heilung
Der Blinde hat nicht verlangt, dass ihm die Augen geöffnet werden.
Jesus hat ihm nicht gesagt, dass er dabei ist, ihn zu heilen
Christus heilt manchmal nur durch einWort, manchmal durch äussere Mittel
Eine einmalige Heilung
Normalerweise heilt der Herr die Kranken einfach durch sein schöpferisches Wort. In einigen, ziemlich seltenen Fällen, benutzt er äussere Mittel. Hier macht er mit seinem Speichel einen Teig, den er wie eine Salbe auf die Augen des Blinden reibt.
Er braucht nicht immer das gleiche Verfahren
Matthäus 8,1-3: Er berührt den Aussätzigen, um ihn zu heilen.
Markus 7,33: es berührt das Ohr und den Mund des Taubstummen mit Speichel (8: 23)
Ein dem Vorhaben Jesu hervorragend angepasstes Verfahren.
Jesus dachte wahrscheinlich, dass diese Mittel notwendig waren, damit die Heilung erfolgt. Das Wunder bleibt immer eine übernatürliche Wirkung seiner göttlichen Macht.
Nach Ansicht der meisten Ausleger wollte Jesus eine persönliche Beziehung zum Kranken herstellen. Er wollte ihm Vertrauen einflößen, seinen Glauben wecken und zugleich testen.
Genauigkeit in der Darstellung des Menschen im Vordergrund, rechts von Christus :
ein Jünger, wahrscheinlich Petrus, der auf Gemälden immer als alt dargestellt wird
• Im Vordergrund steht er in der gleichen Haltung wie Christus
• Alt: hohe Stirn, faltige Glatze, knochige Hände, pralle Venen.
• Leichte Unterstreichungen in Weiß heben die Hautfalten hervor.
• Drapierter, weißer Hemdärmel, aufwendig ausgearbeitet, das Licht fangend.
• Er hält seinen braunen Mantel mit beiden Händen zu.
Wie nehmen die anderen Figuren an der Szene Teil?
Eine ganz rechts, lenkt ihren Blick nach außen.
Sie ist wahrscheinlich
gleichgültig oder ungläubig
Eine andere im Schatten nahe beim Gesicht Christi.
Sie beobachtet alles sorgfältig
ein Pharisäer, der Christus bei etwas Verwerflichem erwischen will
Eine dritte, die kaum sichtbar ist, kauert zwischen Christus und dem Blinden :
ein Freund des Blinden
Der Blinde Jesus gegenüber
• Er sitzt, wendet sein Gesicht zu seinem Heiler.
• Sein Haar wird durch einen Turban festgehalten.
• Nackter Oberkörper, ein gräuliches Lendentuch mit einer Schnur umgebunden.
• auf einen Stock gestützt, ein Symbol seiner Blindheit.
• Kurve seiner rechten Schulter im Licht, in der Richtung seines Gesichts, das sich zu Christi Hand neigt
Jesus sagt zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach.
Der Mann ging fort und wusch sich und als er zurückkam, konnte er sehen.
Jesus heilt den Blinden nicht sofort.
Es schickt ihn zum Teich Schiloach (was „gesandt “ bedeutet), in der Nähe
• Der Blinde kann seinen Glauben praktisch umsetzen
• Er wird nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen
Damit der Blinde sein Vertrauen praktisch umsetzt
Zum Teich Schiloach gehen und sich dort waschen, bedeutet, seinen Glauben anwenden, während Jesus das Wunder seiner Heilung durchführt.
Die Quelle Schiloach spielte eine Rolle in den Zeremonien der Festtage.
Lesen Sie 2 Könige 5,10-14: die Heilung von Naaman
Um nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Jesus will diese Heilung so privat wie möglich halten. Niemand erwartet ein Wunder. Keine Menge begleitet den Mann zum Teich Schiloach. Als der Mann sein Augenlicht wiedererlangt, einige Zeit später, ist Jesus schon seit einiger Zeit weggegangen.
Zwei weitere Figuren, links
Die eine ist aufmerksam, die andere gleichgültig
Hinter dem Blinden ist eine Person mit einem faltigen Gesicht, die Christi Handeln sorgfältig beobachtet
Der Kopf einer jungen Frau, dreht sich von der Szene weg.
Symetrie mit der Person, die ganz rechts nach außen schaut
Eine realistische Darstellung
Dies sind einfache Leute aus dem Volk, keine idealisierten Personen.
helle und schimmernde Farben
genaue Details in den Gesichtern, auf den Händen, am Oberkörper des Blinden
Das Thema der Heilung eines Blinden ist im 17. Jahrhundert geläufig
Ein Wunder mit einer geistlichen Motivation `
Unmöglich, wenn der Glaube fehlt
Auf der Grundlage der Hoffnung auf Rettung
„Blinde werden sehen“ Jesaja 29.18
Bedeutung der Salbung, die in der Öffentlichkeit stattfindet
Die Heilung des Blindgeborenen, ein Wunder Christi, wird in der Öffentlichkeit vor Zeugen durchgeführt, vor der im Hintergrund dargestellten Personen
C. Streng